„Wo einst der Schweinemarkt war und die Schützen sich in ihrer Kunst übten, dominiert heute auf sieben Spuren der motorisierte Verkehr. Mit dem Bau der Autobahnausfahrt (1974) entstand nicht nur die hässlichste Wunde im Stadtbild, sondern auch eine verkehrspolitische und städtebauliche Dauerdiskussion um die Wiedergutmachung dieser Bausünden zwischen Pfistergasse, Baselstrasse und Reuss“ (aus Stadtführer Luzern 2001, Werd-Verlag, Zürich, S. 154) Der Kasernenplatz ist heute im Wesentlichen durch die grossen Verkehrsflächen und Verkehrsbelastungen geprägt. Gemäss einer 2009 erfolgten Verkehrszählung wurden die sieben Fahrspuren von täglich 42'000 MFZ befahren. Die jährliche Zunahme liegt bei ca. 5 % und dürfte 2012 bei über 48‘000 MFZ liegen. In einem 1981 durchgeführten Ideenwettbewerb wurde das Projekt eines Reiterbauwerkes über dem Autobahnanschluss ausgezeichnet, jedoch nicht weiterverfolgt, da zwingend erforderliche Realisierungsinhalte fehlten. Mit dem 2005 gefällten Standortentscheid für den Neubau der Universität Luzern entfiel auch die mit der Universität erhoffte Aufwertung des Kasernenplatzes als lebendiger Angelpunkt zwischen Altstadt und angrenzenden Quartieren. Weitere Informationen auf Anfrage. (Studie 2011/12: "down by the riverside 2")
Die während der letzten 30 Jahre erfolgten Bemühungen um eine Neugestaltung des Kasernenplatzes zeigten daher wenig Auswirkung. Die 2005 erfolgte Stellungnahme des Stadtrates Luzern zu den Postulaten für eine städtebauliche Aufwertung des Kasernenplatzes hält fest, dass eine umfassende städtebauliche Planung in einer direkten Abhängigkeit zu den bestehenden und zukünftigen verkehrsmässigen Anforderungen und Nutzungsmöglichkeiten in diesem Raum stehe. Eine „Stadtreparatur“ am Kasernenplatz sei ein grundsätzlich unbestrittenes Anliegen und daher seit Jahren immer wieder Gegenstand von Überlegungen und Planungen. (…) Zentrale Voraussetzung sei eine grundlegend veränderte Verkehrsführung in Form einer Abkröpfung des Autobahnanschlusses in die Baselstrasse. Die Potentiale und die unterschiedlichen volumetrischen Strategien seien im Rahmen des durchgeführten Wettbewerbes 2003 aufgezeigt und bildeten nach wie vor eine gültige Grundlage für städtebauliche Nutzungsvisionen am Kasernenplatz. Die im Jahr 2012 von F. Hiss erarbeitete Studie stellt die vorerwähnte Verkehrslösung in Frage und schlägt eine Neuplanung mit geändertem Verkehrskonzept vor.
Nutzen und Qualität einer Neugestaltung des Kasernenplatzes sind ohne markante Änderung der seit Jahrzehnten bestehenden problematischen, stark verkehrsbelasteten und urbanistisch diffusen Situation deutlich eingeschränkt. Dies zeigen mehrere erfolglose Versuche zur städtebaulichen Neuformulierung dieses Ortes, der täglich von über 48'000 Autos befahren wird. Die durch den Autobahnanschluss entstandene Schneise und Zäsur zwischen Altstadt und angrenzenden Quartieren erwies sich demzufolge stets als Hindernis für eine wirkungsvolle städtebauliche Aufwertung an diesem wichtigen Schlüsselareal. Weder sogenannte „Tischlösungen“ noch eine „Abkröpfung“ des A2-Anschlusses und eine „Bündelung“ des Verkehrs am Kasernenplatz sind diesem Ort angemessen. Nur eine innovative neue Lösung des Verkehrskonzeptes wird auch zu nachhaltigen Lösungen führen. Das vorliegende Konzept einer Neugestaltung des Kasernenplatzes sieht eine Absenkung des A2-Anschlusses (Tieferlegung der Fahrspuren mit neuer Rampe im Hirschengraben) und eine Aufhebung der Militärstrasse vor, wie dies bereits im Rahmen des Wettbewerbes für eine neue Universität von einzelnen Architekten vorgeschlagen und auch von der IG „Quartier Latin Lucerne“ angeregt wurde.
Wegen des gesetzten Kostenlimits bildeten diese Konzepte jedoch die Ausnahme und sie wurden bei der Jurierung nicht als zielführend betrachtet. Entsprechenden Vorschlägen der IG für eine neue Verkehrsführung am Kasernenplatz und Vorstössen durch ein überparteiliches Komitee war kein Erfolg beschieden. Nur diese Lösung ermöglicht jedoch die Realisierung eines weitgehend verkehrsberuhigten Kasernenplatzes und eines Stadtraumes von über 10'000 m2 für Bauten, Plätze und eine attraktiv gestaltete Quaianlage entlang der Reuss. Damit ergibt sich an einem zentral gelegenen Schlüsselareal die Möglichkeit für eine bauliche Entwicklung und Verdichtung der Stadt mit den damit verbundenen wertvollen Impulsen durch eine attraktive Nutzungsmischung (Bildung, Kultur, Dienstleistungen, Wohnen, Erholung, Tourismus) Die Anbindung der historischen Innenstadt an die umliegenden Quartiere erfolgt über den zurückgewonnenen Stadtraum. Denn die Neugestaltung beinhaltet die Chance, verlorenen Stadtraum zurück zu gewinnen: Durch eine Bebauung entlang des linken Reussufers und entlang der Baselstrasse wird die Stadtstruktur wieder zusammengefügt und die durch die Verkehrsbrache grossflächig entstandene Lücke geschlossen.
Projektziele Städtebau:

Markante Verbesserung der bestehenden städtebaulichen Situation - Bauliche und funktionale Verdichtung des Schlüsselareales Kasernenplatz im Dreieck Baselstrasse und Reussufer
·         Aufwertung der Reussufer und des Flussraumes zwischen Spreuer- und Geissmattbrücke
·         Schaffung qualitätsvoller Freiräume
·         Anbindung der Altstadt an das Bruchquartier und die Wohnquartiere der Baselstrasse
·         Massstäblichkeit der geplanten Bauvolumen
·         Bezugnahme auf die markanten städtebaulichen Elemente im näheren und weiteren Umfeld
·         Änderung Verkehrskonzept ohne massgebliche Veränderung der Leistungsfähigkeit der heutigen Verkehrsflächen
·         attraktive und behindertengerechte Fussgängerverbindungen
·         attraktive Veloverbindungen
Das dichte Netz der Gassen, Plätze und Uferwege der Altstadt am rechten Reussufer findet sich weniger ausgeprägt am linken Ufer. Die Neugestaltung des Kasernenplatzes beinhaltet die Chance, verlorenen Stadtraum zurück zu gewinnen. Durch eine Bebauung entlang des linken Reussufers und entlang der Baselstrasse wird die Stadtstruktur am südlichen Reussufer wieder zusammengefügt und die durch die Verkehrsbrache grossflächig entstandene Lücke geschlossen. Die Realisierung qualitätsvoller Aussenräume, der Bezug zum Flussraum der Reuss, zur historischen Altstadt und zu den angrenzenden Quartieren wird zu den wesentlichen Aufgaben einer Neugestaltung gehören. Eine dem Ort angemessene verdichtete Bauweise schafft Raum für eine bauliche Entwicklung der Stadt mit den damit verbundenen wertvollen Impulsen durch eine attraktive Nutzungsmischung (Bildung, Kultur, Dienstleistungen, Wohnen, Erholung, Tourismus) Die im Stadtplan eingetragene Mole unterhalb der Spreuerbrücke bestand über Jahrhunderte und wird nach einer Wiederentstehung zu einer markanten Aufwertung der Stadt am Wasser führen. (Näheres dazu findet sich unter der Idee „Mole und Flussbalkone“)
Die Stadt erhält somit am linken Reussufer weitere attraktive Plätze: den neugestalteten Theaterplatz im Schnittpunkt von 3 Strassen und zwei Flussübergängen sowie den verkehrsentlasteten Kasernenplatz mit Öffnung zur Reuss hin und den im Zentrum des neuen Stadtquartiers liegenden Kurzweilplatz. Beide Plätze liegen in nächster Nähe zur historischen Spreuerbrücke bzw. dem neu vorgeschlagenen Fussgänger-Steg, der den Kurzweilplatz, die wiederentstandenen Mole im Fluss und den St. Karli-Quai verbindet. Die Neubauten weisen Arkaden und zum Fluss hin führende Gassen auf, die eine markante Aufwertung und Ausweitung der Fussgängerzone bewirken und soziale Aktivitäten ermöglichen.
Beim Kasernenplatz ermöglicht die Tieferlegung des A2-Anschlusses die Realisierung eines grosszügigen verkehrsfreien Bereiches und die Revitalisierung der Plätze und Quaianlage am linken Reussufer. Die Entlastung durch den Fahrverkehr und die Neugestaltung des Areales schaffen so ideale Voraussetzungen für die Funktion als städtebauliche Nahtstelle zwischen der Altstadt und den angrenzenden Quartieren. Die Anbindung an die umliegenden Quartiere erfolgt über den zurückgewonnenen Stadtraum. Die Mole in der Reuss und die Flussbalkone am St. Karli-Quai bereichern die „Stadt am Wasser“ zudem um einen Ort mit hoher Lebensqualität.
Die geschätzten Kosten von ca. 35 Mio. Fr. für die Landgewinnung bzw. für die Absenkung des A2-Anschlusses im Bereich des Kasernenplatze und die Ausbildung der offenen Rampe im Hirschengraben entsprechen einem Landwert von ca. 3‘400.- Fr./m2, was in Anbetracht von Lage und Ausnützung des Areales (vgl. entspr. Flächen- und Ertragswertberechnung) keinen überhöhten Wert darstellen dürfte. Sind doch in der Kosten-Nutzen-Rechnung die aus einer Stadtreparatur entstehenden deutlichen Aufwertungen mit zu berücksichtigen! In städtebaulicher und wirtschaftlicher Hinsicht weist diese Lösung gegenüber bisherigen Projekten (u.a. Reiterbauwerke über A2-Anschluss, Umlenkung Fahrspuren der Rampe und Solitärgebäude neben Naturmuseum) das grösste Potential auf. Es wird daher eine Weiterbearbeitung der Projektstudie zur Machbarkeitsstudie vorgeschlagen, um die erforderlichen Grundlagen und städtebaulichen Voraussetzungen für die Ausschreibung eines Investoren-/Architekten-Wettbewerbes zu erhalten.
Das Überbauungskonzept A berücksichtigt mit 5 Voll- und 2 zurückgesetzten Attikageschossen Trauflinie und Profil der in den Stadtquartieren üblichen fünfgeschossigen Blockrandbebauung mit Steildach. Je nach Lösung sind in Angleichung an die Bauvolumen westlich des Kasernenplatzes auch Bauten mit 6-7 Vollgeschossen denkbar. Der gestalterischen Anbindung an die bestehenden Museumsbauten und an die historische Innenstadt kommt bei dieser Lösung vermehrte Bedeutung zu. Bei einer Gesamtbebauung über alle vier Parzellen mit Einbezug des Areales Parkhaus ergäben sich städtebauliche und wirtschaftliche Vorteile durch die Möglichkeit einer intensiveren Verdichtung. (Möglicher Standort für ein 2. Hochhaus im Zentrum der Arealüberbauung und in Nähe des Senti-Hochhauseses) Dieses Konzept bedingt jedoch neue Lösungen der Verkehrsplanung (Entlastung durch Privatverkehr im Stadtzentrum, neue Konzepte für den ruhenden Verkehr) Mit Rücksicht auf eine grosszügige Ausgestaltung des öffentlichen Raumes entlang der Reuss wird eine ÜZ von maximal 0.33 (Gesamtfläche der Parzellen) bzw. von 0.46 (Teilareal 1. Etappe) empfohlen. Faktor HNF 0.72 / 6 Vollgeschosse Flächenanteil 50% Wohnnutzung (Faktor 0.68) bzw. 50 % für Dienstleistungsbetriebe (Faktor. 0.75) Dementsprechend ergibt sich eine AZ von 1.86. Bei einem Vollgeschoss mehr erhöht sie sich auf 2.13; ebenso bei ev. späterer Realisierung eines Hochhauses im Zentrum der Überbauung anstelle des Parkhauses